Die Naturbrut – ein paar Tipps, wie es mit Küken klappt
Von Tierärztin Dr. Katrin Sewerin
Die natürlichste Aufzucht von Küken ist die mit einer Glucke. Hat man jedoch keine Glucke, kann man auf Kunstbrut mittels Brutmaschine und Aufzucht mit Wärmeplatte oder Lampe zurückgreifen. Ebenso, wenn Züchter ihre Hühner „rechtzeitig“ für Ausstellungen fertig haben möchten, ist Kunstbrut vorzeitig im Jahr eine Option.
Bei einer Naturbrut hat man den Vorteil, dass die Glucke sich fortan um den Nachwuchs kümmert. Sie wärmt, schützt und zeigt geeignetes Futter. Einer glücklichen Hühnerfamilie beim Aufwachsen zuzusehen, ist eine interessante Erfahrung für alle Familienmitglieder – und für die Küken ist es mit mütterlicher Fürsorge die schönste Art, ins Leben zu treten. Was sich jeder schon denken kann, ist sogar wissenschaftlich bewiesen: Küken, die in Naturbrut mit einer Glucke großgezogen werden, sind weniger ängstlich als künstlich aufgezogene Küken.
Naturbrut ist bei bestimmten Rassen, bei denen es öfter zur Brütigkeit kommt, gut möglich. Dazu zählen beispielsweise Seidenhühner, Wyandotten und Altsteirer. Aber auch bei Rassen, die eigentlich nicht brüten, kommt es immer mal wieder vor, dass eine Henne gluckig wird. So war es auch bei uns: Fiffi und Caramel, beides Dresdner-Hennen, sind versessen danach, Küken zu bekommen, obwohl Dresdner eigentlich nicht gerade zu den „Brüterinnen“ gehören.
Das ist zu beachten:
Man braucht nicht unbedingt einen eigenen Hahn, um eine Henne Küken ausbrüten zu lassen, denn man kann ihr problemlos gekaufte Bruteier unterschieben. Diese sollten sauber, unbeschädigt und normal geformt sein. Die Eier dürfen ruhig 2-3 Wochen alt sein; Hauptsache, sie wurden in einem kühleren Raum gelagert und regelmäßig gewendet. Wichtig ist, dass die Glucke vorweg gesund und fit ist, denn das Brüten zehrt an den Kräften. Sorgen Sie dafür, dass die Glucke frei von Parasiten, insbesondere Ektoparasiten, bleibt, denn die kleinen Biester breiten sich sonst rasant aus – nicht, dass die Glucke vor lauter Juckreiz das Nest kurz vor dem Schlupf verlässt oder die Küken ansteckt! Ein Brutplatz, der sich auch zwischendurch leicht reinigen lässt, trägt zur Hygiene bei. Geeignet sind Plastik-Hundeboxen, der Eglu Go oder Eglu Classic mit Auslauf.
Weiterer Vorteil: Die Glucke kann sich ihrem Bedürfnis entsprechend in Ruhe von der Herde separieren. Manche Glucken sitzen derart fest auf ihren Eiern, dass sie nicht selbstständig das Nest verlassen, um Wasser und Nahrung aufzunehmen und sich zu entleeren. In dem Fall ist es Aufgabe des Hühnerhalters, das Huhn einmal am Tag vom Nest zu nehmen. Ein Sandbad darf nicht fehlen. Als Futter für die Glucke eignet sich eine energiereiche Körnermischung (z. B. mit Sonnenblumenkernen) inklusive Grit-/Steinchenangebot; besser keine Frischkost, da sie den Kot verflüssigt. Kann die Henne den Kot dadurch nicht mehr halten, verschmutzt sie Nest und Gelege – eine Reinigung ist in dem Fall dringend vonnöten.
Nach etwa einer Woche Brutdauer kann man die Eier vorsichtig schieren, d. h. mit einer Lampe durchleuchten, um zu gucken, ob sich im Ei ein Küken entwickelt. Dazu lässt sich eine kommerziell erwerbliche Schierlampe benutzen oder man nimmt ein Stück Klopapierrolle und eine Taschenlampe. Praktische Anweisungen zum Schieren finden sich wie immer bei youtube, auch englischsprachig. Sieht ein Ei genauso aus wie ein unbefruchtetes Ei, sortiert man es aus, damit es nicht fault und damit die Henne die restlichen Eier besser wärmen kann. Nach ein paar weiteren Tagen kann man noch einmal nachschauen, ob inzwischen kein Küken abgestorben ist. Schön ist es, Bewegungen im Ei zu sehen – ein eindeutiger Hinweis auf Leben!
Nach etwa 21 Tagen schlüpfen die Küken. Man kann leere Eierschalen aus dem Nest entfernen, damit sie sich nicht über andere Eier stülpen und den Schlupf gefährden. „Geburtshilfe“ sollte vermieden werden!
Große Gefahren für kleine Küken:
Sämtliche Schlupflöcher im Stall oder Auslauf, durch die die Kleinen verschwinden könnten, müssen verschlossen werden. Gibt es Löcher, Verstecke oder Klappen, in denen sich die Küken einklemmen könnten? Eimer, in die sie hineinfallen könnten? Wählen Sie die Trinkgefäße so aus, dass die Küken darin nicht ertrinken können. Beugen Sie Räubern wie Katze oder Hund nun besonders vor, denn Küken sind für alle Raubtiere ein leichtes Spiel.
Tipp: Zum „Handzahm-Machen“ von Küken eignen sich unter Anderem gesunde Leckereien wie klein geschnibbelter Löwenzahn, geriebene Möhren und eingeweichte Haferflöckchen.
This entry was posted in Brüten/Küken