Wie mir Soufflé durch den Lockdown geholfen hat
Hattie Garlick ist Schriftstellerin und erstmalige Hühnerhalterin. Sie nahm während des dritten Lockdowns zwei Pekin Bantams in ihrem Haus in Norfolk auf. – Wie würden sie in ein Familienleben passen, zu dem bereits zwei Kinder, eine Katze, ein Goldfisch und ein Hund mit sehr wenig Verstand zählten? Lesen Sie weiter, um es herauszufinden…
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Sie in den letzten zwölf Monaten die stresslösenden Eigenschaften des Backens entdeckt haben. In den Industrieländern erreichten die Google-Suchen nach Brotrezepten einen neuen Höchststand! Während alle anderen Trost in Sauerteig fanden, wurde Soufflé zu meiner Rettung.
Soufflé ist ein Huhn. Sie und ihre Schwester, Einstein, kamen im dritten Lockdown in unserem Garten an. Die Kinder hatten Lust auf mehr Haustiere, Papageien kamen für mich nicht in Frage, und mein Mann und ich dachten, dass uns Hühner zumindest frische Eier bringen könnten. Das war aber auch der einzige Anreiz, den sie für mich boten, als wir sie von einem kleinen Bauernhof in der Nähe abholten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mir auch noch ein Vermögen an Therapiekosten ersparen würden.
Jedoch lockte es mich plötzlich, je länger sich die Tage hinzogen, aus dem Haus in den Garten, wo ich dann an ihrem Hühnerauslauf stand. Ich bemerkte, dass mich ihre Bewegungen in einen sanften Bann zogen.
Carri Westgarth, Dozentin für die Interaktion zwischen Mensch und Tier an der Universität Liverpool, hat Untersuchungen durchgeführt, die zeigen, dass das Beobachten eines Hundes beim Laufen erheblich dazu beiträgt, Stress abzubauen. Ihre unbändige Freude überträgt sich. Einem Huhn
Vielleicht hätte mich der therapeutische Effekt meiner Mädels nicht so sehr überraschen sollen, denn in den USA und Kanada werden Hühner inzwischen häufig als Therapietiere eingesetzt. In Großbritannien hat eine Wohltätigkeitsorganisation namens Henpower die Hühnerhaltung in mehr als 40 Pflegeheimen eingeführt. Eine einjährige Studie der Northumbria University ergab, dass dies die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner merklich verbesserte und gleichzeitig Depressionen und Einsamkeit verringerte.
Jetzt, ein paar Monate nachdem Soufflé und Einstein bei uns eingezogen sind, kann ich absolut verstehen, warum. Auch wenn meine Tochter sie unvorstellbar niedlich findet, ist es doch deutlich schwieriger, ein Huhn zu vermenschlichen als einen Hund oder eine Katze. Immerhin gehören sie zu einer ganz anderen Tiergruppe als wir. Sie sind so etwas wie die ultimative bedingungslose Beziehung: Sie bieten die Annehmlichkeit von Gesellschaft ohne emotionalen Ballast. Soufflé und Einstein kümmern sich nicht um meine Sorgen über den Brexit oder die Ansteckungsraten, welche für sie schließlich völlig irrelevant sind. Ganz im Gegenteil, sie scheren sich einen (Hühner)-Dreck darum.
Sie brauchen mich gerade genug, um mich morgens dazu zu veranlassen, meine Stiefel anzuziehen und an die frische Luft zu stapfen, um die Tür ihres Eglu Cube. zu öffnen. Das, so habe ich festgestellt, gibt mir eine viel positivere Perspektive für den Tag als meine alte Lockdown-Routine, – bis zum Mittagessen im Schlafanzug vor dem Laptop zu hocken. Darüber hinaus ist es ihnen ziemlich egal, ob sie mich sehen oder nicht. Und nach Monaten, in denen rund um die Uhr das Wort “Maaammmmma” von den Wänden widerhallte, könnte ich ihnen dafür nicht dankbarer sein.
In einer Sache hatten wir allerdings recht, als wir beschlossen, uns Hühner zuzulegen. Frische Eier am Morgen sind eine wahre Wohltat zum Frühstück. Sie sind aber auch ein toller Stimmungsaufheller in fiebrigen Zeiten. Es fühlt sich einfach gut an, ins Heu zu greifen und ein kleines, greifbares, warmes Wunder herauszuholen.
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